Unsere Reise neigt sich nun dem Ende entgegen. Heute geht es heimwärts. Der Vormittag aber, ist noch für Białystok vorgesehen.
Sie ist eine Stadt mit ca. 300000 Einwohnern und damit größte Stadt im nordöstlichen Teil Polens und Hauptstadt der Region Podlachien (Woiwodschaft Podlaskie). Podlaskie – und das haben wir auf unserer Fahrt erleben und spüren dürfen – ist eine ökologisch intakte Region, mit einer Vielzahl touristisch attraktiver Orte.
Zuerst besuchten wir die Maria-Himmelfahrts-Kathedrale. Die Kathedrale ist eigentlich ein ganzes Ensemble; sie besteht aus der älteren Spätrenaissance-Pfarrkirche und der weitaus größeren neugotischen Kathedrale, die als „Anbau“ 1900 – 1905 an die alte Kirche errichtet wurde. Dabei gibt es noch eine Besonderheit: Den Katholiken war es im zaristischen Russland (Białystok gehörte nach der 3. Polnischen Teilung bis 1918 dazu) verboten, eine Kirche zu bauen… der Anbau einer Sakristei, wurde jedoch erlaubt… damit hat Białystok heute die wahrscheinlich weltgrößte Sakristei – die heutige Kathedrale, mit einer Länge von 90 m und einer Turmhöhe von 72,50 m.
Unser nächstes Ziel war das Wahrzeichen von Białystok, die Schloß-Park-Anlage der Familie Branicki. Dieser Barockpalast wurde im 18. Jahrhundert durch Johann Sigmund Deybel von Hammerau sowie Giacomo Fontana (war auch in Drohiczyn tätig) umgebaut und nach erheblichen Kriegszerstörungen aus dem Jahr 1944, wieder aufgebaut. Aufgrund seiner Pracht hat er den Namen als „Polnisches Versailles“ erhalten. Hier waren auch August der Starke und sein Sohn August III. als polnische Könige zu Gast. Die besterhaltene barocke Gartenanlage Polens hat uns alle besonders beeindruckt.
Leider konnten wir hier in dem nach französischem Vorbild gestalteten Garten nicht länger verweilen, so dass wir auf den unteren, nach englischem Vorbild gestalteten Garten, verzichten mussten.
Von unserem Pfarrer erfuhren wir, dass Białystok seit jeher ein Ort des Zusammenlebens vieler Nationalitäten, Konfessionen, Kulturen, Sitten und Traditionen war. Hier trafen und treffen sich Polen, Weißrussen, Juden, Litauer, Deutsche, Russen, Tataren, Ukrainer, Roma und lebten, bzw. leben vielschichtig zusammen.
Aus dieser besonderen Atmosphäre heraus, konnte der hier geborene Ludwig Zamenhof, wohl die universelle Sprache Esperanto entwickeln.
Unser letztes Mittagessen in Ostpolen war besonders. Ein Festmahl für den Gaumen.
So gestärkt konnten wir 12.45 Uhr, die mehr als 800 km lange Heimreise antreten.
Auf dieser mehr als 11-stündigen Fahrt haben wohl alle diese sieben Tage sich nochmals in Erinnerung geholt. Was bleibt von dieser Fahrt? Sicherlich hat jeder seine eigenen Erfahrungen gemacht und Eindrücke gewonnen. Immer wurde über Gesehenes und Gehörtes diskutiert und sich ausgetauscht. Es war auch oft für uns eine Reise in die Vergangenheit. Politische, aber vor allem geschichtliche Themen begleiteten uns jedem Tag.
Auch kontrovers wurden manche Themen ausgefochten, aber wir waren uns immer einig: Diese leidvollen Erfahrungen des polnischen Volkes, von den drei Teilungen bis hin zum Kriegszustand unter General Jaruzelski, dürfen sich nicht mehr wiederholen.
Wir haben auch gesehen, dass Polen ein aufstrebendes Land ist. Davon zeugt das moderne Antlitz Warschaus, oder auch die Gewerbegebiete in Polen mit einer modernen Infrastruktur.
Aber auch die Schönheiten der Natur und die traditionellen Häuser in Podlachiens Dörfern begeisterten uns. Die vielen Störche und ihre Nester waren beliebte Fotomotive und nicht zuletzt der interessante Tag im Białowieża-Nationalpark.
Wir haben auch die traditionelle polnische Küche kennen- und schätzen gelernt. Immer war das schmackhafte Essen reichlich vorhanden und stärkte uns manchmal mehr als nötig. Es war ja auch sooo….. gut!
Und das alles verdanken wir unserem Pfarrer Dariusz Frydrych. Ohne seine intensive Vorbereitung, angefangen bei der Busorganisation, Quartiersuche, Tagesgestaltung usw., wäre diese Reise undenkbar gewesen. Unermüdlich und aufopfernd führte er uns durch diese Tage. Unsere vielfältigen Gottesdienste waren erhabene und besinnliche Stunden im Ablauf des Tages. Für all das sind wir ihm mit Freude dankbar und natürlich auch den vielen Helfern, die im Hintergrund mitgewirkt haben, gebührt unser Dank.
Bei vielen von uns wurde durch diese Reise das Interesse an unserem östlichen Nachbarn geweckt und neu entfacht. Sicherlich werden da weitere Reisen folgen.
Do zobaczenia wkrótce w Polsce. – Bis bald in Polen.