Der kleine Kirchturm erklärt das Fronleichnamsfest

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Hallo hier bin ich wieder, euer kleiner Kirchturm.

Es ist Sonntag, der Gottesdienst ist schon lange aus, aber Lisa ist immer noch da.

„Ich verstehe das nicht, wie kann man die Leiche Jesu feiern, in einer Prozession und Blumen sollen wir auch noch streuen. Der Pfarrer muss sich versprochen haben. Fronleichnam, aber hier in den Vermeldungen steht es auch. Es soll ein schönes Fest werden.“

„Kleiner Kirchturm, bitte erkläre mir das Durcheinander in meinem Kopf „rief Lisa.
Ach kleine Lisa, das ist nicht so schwer zu erklären.
Das Fest Fronleichnam hat nichts mit der Leiche Jesu zu tun, sondern die Kirche erinnert sich an diesem Tag an das letzte Abendmahl. Nach dem Passafest tat Jesu etwas ganz Neues. Er weiß das seine Zeit zu Ende geht und er will sein ganzes Leben den Jüngern schenken. Er segnet das Brot und sagte: Nehmet und esset, das ist mein Leib. Jesus will im heiligen Brot uns ganz nahe sein.
„Aber das Wort „Fronleichnam“ klingt so komisch“ sagt Lisa.

FRONLEICHNAM

Vron – der Herr
licham – der Leib

So kann man das Wort übersetzen. Im mittelhochdeutsch heißt es „des Herren Leib“.

„Jetzt verstehe ich so ein bisschen das Wort „Fronleichnam““ sagt Lisa.
Lisa komm setzt dich auf die Bank, ich will dir noch etwas über das Fest erzählen. Manchmal hat jemand eine Idee, die verbreitet sich in Windeseile. Manchmal ist solch eine Idee wie ein kleines Pflänzchen, das gehegt und gepflegt werden muss. Von einer solchen Idee will ich dir jetzt erzählen.

Vor 700 Jahren gab es eine kluge junge Frau. Sie hieß Juliana. Sie lebte in einem Kloster in Lüttich (Belgien).
Eines Tages war ihr beim Gebet, als ob sie einen vollen Mond erblickte mit einem schwarzen Flecken. Das fand sie sehr merkwürdig. Sie sah das Bild immer wieder, bis sie erkannte, was das Bild ihr sagen wollte.
Im Laufe des runden Kirchenjahres fehlt noch ein Fest, das Fest der Verehrung des heiligen Brotes. Juliana wollte es gern den Ordensschwestern erzählen, traute sich nicht, aber es ließ ihr keine Ruhe. Mit 37 Jahren wurde Juliana Oberin des Klosters und dann erzählte sie von ihrer Idee. „Gott will ein Fest, ich weiß es genau.“ Keiner wollte etwas davon hören, aber ihre Idee wuchs und hatte schon Wurzeln geschlagen.
So wurde im Jahre 1246 das erste Fest gefeiert, bei dem das Brot Jesu in besonderer Weise verehrt wurde. Von Belgien wanderte die Idee nach Deutschland. Das Fronleichnamsfest wurde geboren.
Juliana starb im Jahr 1258. Der damalige Papst vergaß Juliana und ihr Fronleichnamsfest nicht. Er machte 1264 das Fronleichnamsfest zu einem Fest für alle Christen.

„Oh, das war eine schöne Geschichte. Danke lieber Kirchturm. Ich werde mir mein schönstes Kleid anziehen. Herr Meier gibt mir bestimmt viele Blumen, für mein Körbchen und dann will ich allen sagen: Jesus ist gegenwärtig im heiligen Brot, dass in der Monstranz (Zeigegerät) durch die Straßen getragen wird.“ rief Lisa und rannte nach Hause, mit ihrer guten Idee.