Hallo liebe Kinder, hier bin ich wieder, euer kleiner Kirchturm. Ich habe so schlecht geschlafen. Irgendetwas bewegt sich um meinen Turm. Wie spät ist es eigentlich? Was, erst 4 Uhr morgens? Was liegt denn im Pfarrgarten auf der Wiese herum? Ist das etwa Schnee? Schnee Ende April? Aber der Schnee bewegt sich ja und macht „Mäh“. Jetzt aber mal schnell munter werden.
Haha, das ist kein Schnee, der mit mir redet, sondern ganz viele Schafe sind das. Wo ist denn der Hirte? Da steht er unter dem Baum und passt mit seinem Hund ganz genau auf, dass den Schafen nichts passiert.
‚Guten Morgen, Herr Hirte. Bist du schon lange wach?‘ Der Hirte wusste erst gar nicht, wer mit ihm redet. Dann hat er mich gesehen und rief: „Ich schlafe nie, oder besser gesagt ich schlafe nur mit einem Ohr. Denn ich muss auf meine Schafe aufpassen, dass keines verlorengeht“, sagte der Hirte. Ein Pfiff vom Hirten und alle Schafe rannten zu ihm.
‚Donnerwetter, die Schafe hören aber gut. Ich probiere das auch mal aus. Jetzt werde ich laut pfeifen. Nanu, warum hören die Schafe nicht auf mich? Ich muss lauter und länger pfeifen. Nichts, nicht mal ein Schaf kommt zu mir. Warum, lieber Hirte?‘
„Die Schafe kennen mich und ich kenne alle meine Schafe. Sie hören auf mich, weil sie wissen, dass ich mich um sie sorge. Und läuft eines weg, gehe ich und suche es“, sagte der Hirte.
‚Das habe ich schon mal gehört. Ja klar, die Geschichte steht in der Bibel. Sie erzählt vom verlorenen Schaf.‘ „Die Bibel schreibt über den Hirten und die Schafe?“, fragte der Hirte. ‚Das ist sogar eine sehr schöne Geschichte. Soll ich sie dir erzählen?‘ „Ich habe Zeit und höre sehr gern Geschichten. Ich erzähle manchmal auch meinen Schafen Geschichten“, lachte der Hirte. Er setzte sich auf die Wiese und hörte gespannt zu, als ich anfing zu erzählen.
‚Also, dann beginne ich mal. Jesus erzählte einmal eine Geschichte von einem kleinen Schäfchen, das zusammen mit vielen anderen Schafen zu einer Herde gehörte. Die Schafe freuten sich ihres Lebens. Sie hatten genug zu fressen, die Sonne lachte und ihr Hirte war toll. Der Hirte kümmerte sich jeden Tag um seine Schafe. Manchmal streichelte er ihnen liebevoll über das Fell. Jeden Tag führte er die Herde zu frischen Wasserquellen. Der Hirte kannte jedes Schaf bei seinem Namen. Die Schafe liefen dem Hirten überall hin nach. Er wusste, welche Wege ungefährlich waren.
Nur ein kleines Schäfchen hatte keine Lust zum Hören. Es wollte seine eigenen Wege gehen. So entfernte es sich von der Herde. Es lief immer weiter weg. Würde es den Weg nach Hause wieder finden? „Ach egal“, dachte sich das Schäfchen. „Die Welt ist so interessant, die muss ich entdecken gehen.“
Am Abend zählte der Hirte seine Schafe, aber da fehlte eines. Wo ist das Kleine geblieben? Hatte es sich hinter den Büschen versteckt? Oder ist es in ein Loch gefallen? Der Hirte machte sich gleich auf den Weg und suchte sein kleines Schaf, aber er konnte es nicht finden. Laut rief er sein Schäfchen, aber es antwortete ihm nicht.
Es wurde langsam dunkel. Da merkte das kleine Schaf, dass es ganz allein war. Wo ist denn bloß die Herde? Es bekam richtig Angst. Da hörte es eine bekannte Stimme. Es war die Stimme des guten Hirten. Das kleine Schäfchen rannte ganz schnell dem Hirten entgegen. Der Hirte freute sich, dass er es gefunden hatte, und breitete seine Arme ganz weit aus. Auf seinem Rücken trug er das kleine Schäfchen nach Hause.‘
„Lieber Kirchturm, das hätte ich auch getan. Das kleine Schäfchen hatte sich verirrt und brauchte Hilfe. Ich würde es auch nach Hause tragen und es in den Stall bringen. – Ich mache mir so meine Gedanken. Können heute Kinder noch etwas mit einem Hirte und Schafen anfangen? Sie wissen Bescheid über ihren Computer und über den neuen Gameboy. Aber Hirte und Schafe sind ihnen fremd“, sagte der Hirte.
‚Schau doch mal die vielen Kinder an, die eine Katze, einen Hund, Vogel, Hamster oder Hasen haben. Sie bemuttern diese Tiere, geben Futter, streicheln sie und schmuggeln sie sogar in ihr Bett. Der Hirte in uns, in jedes Menschen Herz – das ist die innere Haltung, die mein Herz berührt. Mutter und Vater sind für ihre Kinder auch wie Hirten. Der Hirte zeigt mit seinem Stock die Richtung an. Die Schafe laufen los und wissen, dass das richtig ist. Wenn ein Schaf in Gefahr gerät oder etwas verbockt, zeigt der Hirte dem Schaf, wie es richtig geht, und gibt ihm einen neuen Weg. Er führt das Schaf zu saftigen Weiden und gutem Wasser; wenn es krank ist, pflegt er es. Er nimmt das neugeborene Schaf auf seine Schultern und trägt es. Genau dasselbe tun Mutter und Vater. Sie liebe ihre Kinder über alles, wie der Hirte seine Schafe.‘
„Also ist Jesus unser Hirte und die Schafe sind wir?“, fragte der Hirte. ‚Das ist richtig. Wer auf Jesus hört und ihm vertraut, der weiß, dass Jesus der Weg, die Wahrheit und das Leben ist.‘
„Das hast du schön gesagt, lieber Kirchturm. Ich möchte gern ein Gebet für meine Eltern spreche, denn sie sind gute Hirten für mich.
Guter Gott! Du hast mir Mutter und Vater gegeben. Sie sind wie Hirten. Sie haben mich sehr gern. Sie führen mich. Sie zeigen mir den Weg ins Leben. Danke für die Mutter! Danke für den Vater! Behüte meine Eltern und auch mich!“
‚Es war ein gutes Gespräch mit dir, lieber Hirte. Oh, jetzt ist es schon 7 Uhr. Die Glocken werden gleich läuten.‘
„Da werde ich mich mit meinen Schafen auf den Weg machen. Ich will den Schafen noch eine kleine Wiese zeigen, wo es sehr saftiges Gras gibt. Dann lass es dir gut gehen, lieber Kirchturm“, rief der Hirte. Die Glocken läuteten und der Hirte wanderte mit seinen 100 Schafen und seinem Hund los.